Unsere Vision für die Wirtschaftswissenschaften
Als AK Real World Economics setzen wir uns für eine plurale Ökonomik nach den folgenden Vorstellungen ein: Eine solche Ökonomik stellt ein Diskursfeld aller wissenschaftlichen ökonomischen Denkschulen und Vertreter*innen anderer Disziplinen dar, die sich mit ökonomischen Phänomenen befassen. Pluralismus ist für uns eine reflektierte Meinungs- und Perspektivenvielfalt. In Demut vor der Komplexität der zu erklärenden Phänomene erkennt jede Schule innerhalb der pluralen Ökonomik Grenzen der eigenen Theorien, Modelle und Methoden an und versucht, diese aufzuzeigen. Wissenschaftliche Arbeit in einer pluralen Ökonomik beinhaltet für uns neben mathematisch-deduktiven Methoden und quantitativer Empirie auch andere Instrumente sozialwissenschaftlicher Forschung. Die blinden Flecken einer jeden Denkschule werden durch einen kritischen und reflexiven Vergleich der Lehrmeinungen kompensiert. Wir verstehen Normativität als nicht zu vermeidenden Bestandteil einer Sozialwissenschaft, der daher transparent und diskutierbar gemacht werden muss. Plurale Ökonom*innen reflektieren ihren gesellschaftlichen Einfluss, den sie durch Politikberatung und Ausbildung von zukünftigen Entscheidungsträger*innen sowie des wissenschaftlichen Nachwuchses ausüben. Eine plurale Ökonomik strebt danach, einen Beitrag zur Verbesserung der Verwirklichungschancen zu einem würdigen und selbstbestimmten Leben aller Menschen im globalen Norden und Süden zu leisten. Durch die Orientierung an
Nachhaltigkeit in den drei Dimensionen Ökologie, Soziales und Wirtschaft zeigt sich das Verantwortungsbewusstsein der Ökonom*innen für jetzige und zukünftige Generationen.
Wieso Real World Economics?
Real World Economics bedeutet eine Auseinandersetzung mit Echt-Welt-Problemen. Einerseits überprüfen wir Theorien, Methoden und Wirtschaftsweisen auf ihre Relevanz für die gesellschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. In diesem Sinne setzen wir inhaltliche Schwerpunkte zu nationalen und globalen Verteilungsfragen, Umweltproblemen sowie Wirtschafts- und Finanzkrisen. Wir verstehen eine plurale Ökonomik nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel zu einer besseren Erklärung bzw. Lösung oben genannter Problemfelder.
Andererseits beschränkt sich Real World Economics nicht nur auf eine theoretische Beschäftigung mit ökonomischen Fragestellungen, sondern stellt einen Bezug zur Praxis her. Hier bemüht sich der Arbeitskreis um Kontakt zu regionalen Akteur*innen, die versuchen, mit ihrer Vorstellung von Wirtschaften oben genannte Probleme zu adressieren.
Werte im Umgang miteinander
Pluralismus in der Wissenschaft setzt für uns eine Kultur der Offenheit voraus. Diese ist uns sowohl in Bezug auf andere Meinungen als auch in der Art und Weise unserer Kommunikation ein leitendes Prinzip. Wir bemühen uns um eine faire und geschlechtergerechte Sprache. Entscheidungen treffen wir gemeinsam und konsensorientiert. Neuankömmlingen stehen die gleichen Möglichkeiten zur Partizipation offen wie Mitgliedern mit längerer Erfahrung. In der Gruppe ist Raum dafür, Projektideen einzubringen sowie eigene Talente zu teilen und zu entwickeln. Für unsere Aktivitäten bauen wir vorwiegend auf Eigeninitiative und kommunizieren die Abläufe und Ergebnisse transparent. Strategische und grundsatzpolitische Fragen werd
en allerdings in der Gruppe beschlossen. Wir verzichten bewusst auf eine formale Mitgliedschaft und setzen darauf, dass übernommene Aufgaben verantwortungsbewusst erledigt werden. Die Arbeit in der Gruppe ist für uns eine Gelegenheit, Neues in Theorie und Praxis zu lernen und uns weiterzuentwickeln. Dabei ist uns eine konstruktive Feedbackkultur sowie ein suffizienter
Ressourcenverbrauch wichtig. Neben der gemeinsamen Inhalts- und Projektarbeit pflegen wir ein freundschaftliches Miteinander und unternehmen mehrmals im Semester etwas zusammen. Unsere Gruppe setzt sich sowohl aus aktuell wie ehemaligen Studierenden der Volkswirtschaftslehre sowie anderer Fachbereiche als auch aus interessierten
Menschen zusammen. Wir heißen jede*n willkommen unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Behinderung, Religion, sexueller Orientierung und Alter. Bei der Einladung von Referent*innen orientieren wir uns am Ideal der Geschlechterparität.
Aktivitäten, Zielgruppen und Gruppenzusammensetzung
Unsere Aktivitäten haben ihren Schwerpunkt am Alfred-Weber-Institut (AWI) der Universität Heidelberg und dortige Studierende sowie Angestellte zur Zielgruppe. Sie sollen eine Veränderung der Lehre im Sinne einer pluralen Ökonomik bewirken. Darüber hinaus bemühen wir uns, die Idee der pluralen Ökonomik auch in anderen Fachbereichen und außerhalb der Universität
voranzubringen. Grundsätzlich sind alle Veranstaltungen von Real World Economics kostenfrei und offen für jede Person. Unsere Veranstaltungsformate bieten ein Forum für theoretische Diskussionen und Gelegenheit, verschiedene Wirtschaftsweisen am konkreten Beispiel kennenzulernen und zu reflektieren. Real World Economics Heidelberg ist Teil des bundesweiten Netzwerks Plurale Ökonomik und sucht den inhaltlichen sowie persönlichen Austausch zu weiteren Schwestergruppen. Lokal streben wir eine Vernetzung und Zusammenarbeit mit Initiativen und Hochschulgruppen an, wo sich diese inhaltlich anbieten. Insbesondere ist die Fachschaft für Volkswirtschaftslehre in der wissenschaftspolitischen Arbeit am AWI für uns eine wichtige
Partnerin.
Dieses Leitbild wurde im Sommersemester 2015 erarbeitet. Jeder zukünftigen Zusammensetzung des Arbeitskreises Real World Economics steht es frei, Änderungen vorzunehmen.
Hier gibt es das Leitbild auch als pdf zum Download.